Der sich Anfang des 20. Jahrhundert ausbauende Welthandel führte in Asien und Europa zu einem kulturellen Vergleich und Austausch von dem auch die Weiterentwicklung der Kampfkünste profitierte. So waren es vermutlich zuerst Matrosen, die ein zunehmend eigeninterpretiertes, europäisiertes Jiu-Jitsu (Gaijin Goshinjutsu) nach Deutschland brachten.
Aber es ist nicht zuletzt das Verdienst des Medizinprofessors Dr. Erwin Otto Eduard Bälz (13.01.1849 – 31.08.1913), dass das Jiu-Jitsu, welches um die Jahrhundertwende selbst in Japan in Vergessenheit geriet, in Deutschland und Europa populär wurde. Prof. Dr. Erwin Bälz lehrte zwischen 1876 und 1902 an der Kaiserlich Japanischen Universität in Tokyo und entdeckte nach einer Vorführung des Jiu-Jitsu-Lehrers Totsuka seine Liebe zur Selbstverteidigung. Diese erlernte er, um sie sodann an seine Studenten weiterzugeben. Einer seiner Studenten war Jigoro Kano, der spätere Begründer des Judo-Systems. Als Prof. Dr. Erwin Bälz 1905 aus Japan nach Deutschland zurückkehrte, begann er unablässig für die Kunst der Selbstverteidigung zu werben.
Im Jahre 1906 wohnte Kaiser Wilhelm II. einer Jiu-Jitsu-Vorführung in Kiel bei und war davon derart begeistert, dass er anordnete, diese Kampfmethode in die bisherige militärische Nahkampfausbildung zu integrieren. Diese setzte sich bis zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen aus „europäischem“ Ringen, Boxen, Fechten und Bajonettkampf zusammen und wurde durch die Integration des Jiu-Jitsu ergänzt wie bereichert. Der Japaner Agitaro Ono war einer der ersten Jiu-Jitsu-Lehrer in Deutschland und unterrichtete an der Militärakademie in Berlin-Lichterfelde.
Auch möchte ich mit Erich Rahn (01.05.1885 – 05.07.1973) an dieser Stelle den "Altmeister" des Jiu-Jitsu in Deutschland erwähnen. Erich Rahn stammte aus einer Berliner Kaufmannsfamilie und dieser Umstand brachte ihn in in Kontakt mit Asien und Lehrern asiatischer Kampfkünste, wie den zwischen 1906 und 1912 in Berlin lebenden Japaner Katsukuma Higashi. Erich Rahn selbst unterrichtete ab 1910 bei der Polizei und ab 1913 beim Militär.
Von jeher ist eine Nahkampfausbildung für Einsatzkräfte von besonderer Bedeutung. Aus verständlichen Gründen hatte man unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg einige Vorbehalte gegenüber einer Nahkampfausbildung deutscher Soldaten, zu groß war anfänglich noch das Misstrauen der Alliierten. Doch im Laufe der Zeit besann man sich allmählich wieder eines vertrauensvoll Besseren und Miteinander.
In Deutschland ist der militärische Nahkampf spätestens seit Beginn des 20. Jh. eine Mixed-Martial-Art und ergänzt und entwickelt sich stetig weiter. Mil NaKa Do ist ein einzigartig eigenständiger Teil dieser stetigen Weiterentwicklung und ganz im Gegensatz zu ausschließlich funktionalen Nahkampfsystemen, eine ethisch begründete Nahkampfkunst zur ausschließlichen SelbstVerteidigung. Die universellen, unteilbaren und unveräußerlichen Menschenrechte (Human Rights) bilden das ethische Fundament in der Mil Naka Do - Nahkampfkunst.